Grabungskampagne 2014 (4.8. – 12.9.2014)

 

 

 

Im Rahmen der als Lehrgrabung der Universität Salzburg durchgeführten Sommerkampagne konzentrierten sich die Arbeiten in Ägina Kolonna 2014 auf zwei Projekte:

 

  1. „Mapping Aegina Kolonna“ (Projektleitung: K. Sporn, L. Berger)
  2. „Early Mycenaean Aegina“ (Projekt- und Grabungsleitung: W. Wohlmayr)

 

 

  1. „Mapping Aegina Kolonna“

Die Forschungen und Arbeiten des seit 2012 durchgeführten Projektes konnten im Zuge der Sommerkampagne vor Ort abgeschlossen werden. Die abschließenden Untersuchungen umfassten folgende Arbeitsschwerpunkte:

Planaufnahme im Bereich der östlichen Vorstädte

 

 

Die Neuaufnahme der baulichen Strukturen im Bereich der Inneren und Äußeren Vorstädte der mittel- und späthelladischen Siedlung östlich des Apollontempels konnte gemeinsam mit Studierenden der Universität Salzburg fertiggestellt werden. Die Digitalisierung der aktualisierten und älteren Steinpläne sowie die Georeferenzierung des Gesamtplanes von Ägina Kolonna wurden von H. Birk vorgenommen.

Tiefenreinigungen in den östlichen Vorstädten

 

Zur Klärung spezifischer Fragen im Rahmen der Forschungen zur relativchronologischen Phasenabfolge der Bebauung in den östlichen Vorstädten wurden an 13 Stellen Tiefenreinigungen vorgenommen. Sie sollten nicht sichtbare Mauerunterkanten oder unklare Maueranschlüsse, die durch spätere Restaurierungen, Anschüttungen oder Erosion verunklärt waren, zum Vorschein bringen.

Die Reinigungsarbeiten reichten, mit Ausnahme von drei Stellen, nicht in ungegrabene Schichten, sondern entfernten nur Bewuchs und später eingeschwemmtes oder eingebrachtes Erd- und Steinmaterial. Die neuen Ergebnisse wurden dokumentiert und gegebenenfalls im Plan ergänzt.

Interessante stratigraphische Befunde kamen im Bereich folgender Reinigungen zutage:

1.  Reinigungsareal 8 im Nordosten der Äußeren Vorstadt:

Südlich des mykenischen Turmes (M184 bis M187) wurden mehrere große ungebrannte Lehmziegel partiell freige- legt, die einem älteren Boden oder einer Struktur angehören und unter die an- grenzenden Mauern hineinreichen. Im Zuge der Reinigungen wurde die Lehm- ziegellage jedoch nicht weiter freigelegt oder tiefer verfolgt

 

2. Reinigungsareal 9 in der Südost-Ecke von Kammer 10:

Bei den Reinigungsarbeiten zur Klärung der Mauerunterkanten kam bei Niv. 12.86-12.51 eine Zerstörungsschicht zum Vorschein. In der lehmigen Erde fanden sich neben verstürzten Steinen und Lehmziegeln, eine größere Anzahl überwiegend früh- mykenischer Keramik-fragmente (SH IIA, Kolonna X, keramische Phase L).

Die Arbeiten wurden hier eingestellt, da in diesem Bereich ungestörte Schichten erreicht worden sind. Grabungen in Kammer 10 sind Forschungsschwerpunkt des nachfolgenden Projektes „Early Mycenaean Aegina“ (s. u. Punkt 2 und Berichte 2015 du 2016).

 

 

 

3. Reinigungsareal 6 in Kammer 13:

Die östliche Mauer M193 stellt die ältere sichtbare Bebauung in diesem Areal dar, an die M190 im Norden und ST200 im Süden angesetzt wurden. M193 kann in zwei Abschnitte geteilt werden: der nördliche Teil reicht nur bis ca. Niveau 12.40, wohingegen sich der südliche in den unteren Steinlagen bautechnisch deutlich unterscheidet und tiefer reicht. Im nördlichen Teil von K12 findet sich unter M193 ein Steinplattenbelag aus dunkelgrauen Kalksteinen (Niveau 11.27- 11.35).

Im Süden zeigten sich etwa Niveau- gleich eine Keramikkonzentration und ein Mahlstein, die wohl mit einem älteren Boden in Verbindung zu bringen sind. Die Keramikfunde deuten auf eine Datierung in die beginnende Spätbronze- zeit (SH I, Kolonna X, keramische Phase K) hin.

Erwähnenswert ist auch der Fund eines etwa faustgroßen Bimssteines, der mittels NAA bezüglich seiner Herkunft und Datierung analysiert wird.

 

4. Reinigung im Bereich von Mauer M414 in der Inneren Vorstadt (Haus 9):

Bei Reinigungsarbeiten im Bereich der Mauern kamen mattbemalte und grauminische Keramikfragmente sowie ein Kochtopffragment in aschiger Erde zum Vorschein. Diese Gefäßfragmente der Phase MH II geben einen terminus post quem für die Errichtung der Mauer M414, die jedenfalls früher als die der Innenstadtmauer im Osten vorgesetzte Raumreihe (Haus 1-7) ist.

Archäometrische Untersuchungen

 

 

Zur Klärung der ursprünglichen Funktion des mittelhelladischen Töpferofens in Haus 7 (vgl. Bericht 2013 Punkt 4.1.) in der Inneren Vorstadt analysierte E. Kiriatzi vom Fitch Laboratory in Athen neben Proben vom Lehmputz des Ofens auch 19 keramische Objekte aus dem Umkreis des Töpferhauses, die mit großer Wahrscheinlichkeit lokal erzeugt wurden und derselben Zeitstufe angehören (lokale Keramik minoischen Typs, lokale mattbemalte Keramik, Webgewichte und Spinnwirtel). Die petrographischen Untersuchungen ergaben, dass die Temperatur im Ofen mindestens 700-750° erreicht hatte. Dies entspricht der Brenntemperatur der meisten lokalen keramischen Erzeugnisse in der mittleren Bronzezeit (700-800°).

 

 

Ergänzend zu den 2013 durchgeführten archäometrischen Untersuchungen nahm V. Kilikoglou vom Demokritos Institut für Materialwissenschaften in Athen weitere Proben des Lehmmörtels, der in den bronzezeitlichen Mauern der östlichen Vorstädte verwendet worden war und noch erhalten ist. Die mineralogischen und chemischen Analysen der 15 ausgewählten Proben zeigten, dass mergeliger Ton als Mörtel ohne Zusatz von Magerungsstoffen in seiner natürlichen Form verwendet worden war. Die Ähnlichkeit der mineralogischen und chemischen Eigenheiten aller Proben deutet darauf hin, dass die Rohstoffe von derselben Tonlagerstätte stammen.

 

 

Y. Bassiakos, E. Filippaki und G. Mastrotheodoros (vom Demokritos Institut, Athen) untersuchten elf Proben von verschiedenen Gesteinsarten, die in Kolonna als Baumaterialien oder zu anderen Zwecken verwendet worden waren. Das Ziel war eine petrologische, mineralogische und chemische Charakterisierung der nachweisbaren Gesteinsarten sowie eine Herkunftsbestimmung. Alle in Kolonna als Bausteine verwendeten Gesteinsarten zeigen Ähnlichkeiten zu lokalen geologischen Formationen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde das Baumaterial lokal gewonnen.

Auf Grundlage dieser Untersuchung erstellte A. Tanner (ETH Zürich) einen Katalog der bekannten in Kolonna verwendeten Gesteinsarten mit den in Deutsch, Englisch und Griechisch üblichen Bezeichnungen und Detailfotos.

LITERATUR:

Sporn K. / Berger L. / Tanner A., Mapping Aegina Kolonna. In: Lang F. / Wohlmayr W. (Hrsg.), 50 Jahre Archäologie an der Paris Lodron-Universität Salzburg. Archaeo Plus Band 9. Salzburg 2017, 81-98

Grabungsleitung: W. Wohlmayr (Universität Salzburg)

Projektleitung „Mapping Aegina Kolonna“: K. Sporn (DAI Athen), L. Berger (Universität

                                                                   Salzburg)

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: M. Vetters (Universität Salzburg), A. Tanner (ETH Zürich)

Studierende der Universität Salzburg: E. Binder, D. Frank, E. Humer, E.M. Kreuz, Ph. Lindmayr,

                                                             K. Lunzner, P. Seidl, J. Straußberger

Temporäre MitarbeiterInnen: E. Zikou (Keramikrestauration), M. del Negro (Fotografie)

Kooperationen: ÖAI Athen, H. Birk, E. Kiriatzi (Fitch Laboratory, BSA), V. Kilikoglou, Y.

                          Bassiakos, E. Filippaki und G. Mastrotheodoros (Demokritos Institut für

                          Materialwissenschaften, Athen)

 

Finanzierung: Paris-Lodron Universität Salzburg, INSTAP Philadelphia (U.S.A.)


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